„Wir sind die Brandmauer!“ – Bericht zur Demo in Itzehoe am 15.02.2025

Für den 15.02.2025 hatten verschiedene Gruppen, unter anderem das Netzwerk gegen Rechts Itzehoe, das Bündnis für Toleranz Kellinghusen und Umgebung, der Freiraum Itzehoe e.V., Jusos Steinburg, Solid Kreis Steinburg sowie Einzelpersonen zu einer Demonstration gegen Rechts mit dem Titel „Wir sind die Brandmauer!“ aufgerufen. Die Antifaschistische Gruppe Itzehoe (AGI) ist dem Aufruf gern gefolgt und hat sich neben den rund 1600 weiteren Menschen beteiligt.

Der Demonstrationszug startete am Dithmarscher Platz, nach wenigen Metern erfolgten vor dem CDU-Büro in der Feldschmiede die ersten Redebeiträge, u.a. vom Netzwerk gegen Rechts und der Gewerkschaft verdi.
Dieser Ort war nicht zufällig gewählt: Der Rechtsruck in Deutschland wird seit Jahren durch eine rassistische Debattenkultur beflügelt, Parteien und Medien übernehmen sukzessive rechte Narrative in den normalen Sprachgebrauch. Das gemeinsame Abstimmen von CDU und FDP mit der AfD im Bundestag hat der Entwicklung erneut einen negativen Höhepunkt gesetzt. Die AfD ist keine normale Partei. Sie ist (in Teilen gesichert) rechtsextrem, sie ist rassistisch, sexistisch und neoliberal. Sie ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft und wer mit ihr stimmt, wer mit ihr paktiert, wer ihre Parolen und Inhalte übernimmt, der trägt Mitschuld an einem politischen Klima, das Hass und Hetze normalisiert.

Am La-Couronne-Platz, der die Gesamtmasse der Teilnehmenden nicht unterbringen konnte, erfolgten weitere Beiträge, etwa von einem Vertreter der Jungbauern, der deutlich machte, dass sich die Landwirtschaft nicht von Rechts vereinnahmen lässt.
Anschließend führte der Demonstrationszug direkt am AfD-Wahlkampfstand vorbei. Der Spitzenkandidat der blau-braunen Partei filmte konsequent alle Teilnehmer und versuchte mit seinem Team ob der großen Anzahl der Menschen, die gegen ihn demonstrierte, unnatürlich „amüsiert“ zu wirken. Laute Sprechchöre übertönten die infantilen Zwischenrufe der AfD konsequent. Ein nicht unbeachtlicher Teil des Demonstrationszuges verblieb spontan vor dem Stand, anstatt sich zur Abschlusskundgebung fortzubewegen, und blockierte somit aktiv den Wahlkampf der Rechten. Nach Auflösung der Veranstaltung gesellte sich erneut Jürgen Schanbacher, Feuerwehrmann a.D. mit offenbar zu viel Zeit für Querdenker- und Reichsbürgerphantasien, zum AfD-Stand und begann Anwesende lautstark, fast pöbelhaft, mit seinen Aussagen zu belegen. Kurz zuvor hatte er analog zur Vorwoche (AGI berichtete) eine Kundgebung abgehalten und ist anschließend mit ca. 20-30 Personen durch die Itzehoer Innenstadt gezogen.

Das jüngste Schreiben der sogenannten „Sturmfront Schleswig-Holstein“, das den Itzehoer Probst Steffen Paar und seinen Ehemann direkt bedroht1, hat mit Sicherheit zur hohen Teilnehmerzahl beigetragen. Laut eigener Aussage der Veranstalter wurde ursprünglich von nur 150 Teilnehmenden ausgegangen, der Probst erhielt nach Bekanntwerden kurzfristig Raum für einen Redebeitrag zur Abschlusskundgebung auf dem Berliner Platz.

Im Nachgang zur Demonstration gab es gemischte Kritik: So lassen sich einerseits in den sozialen Medien sehr viele Dankesbekundungen und Befürwortungen zur Demonstration und deren Veranstaltenden finden. Andererseits kam vor allem von Seiten der CDU-Itzehoe eine ablehnende Haltung. In einem Zeitungsbericht echauffiert sich die Partei in bester Hufeisen-Manier über die Teilnahme der SDAJ und deren angeblichen Aussagen an der Spitze des Zuges durch die Innenstadt (Anmerkung: Die SDAJ hat sich bereits von diesen Vorwürfen distanziert). Wir werten dies als Nebelkerze der Christdemokraten, als Versuch den Diskurs von sich selbst auf andere abzulenken. Weiterhin ist anzumerken, dass während der gesamten Demonstration, die auch am Wahlkampfstand der Merz-Anhänger vorbeiführte, CDU-kritische Sprechchöre zu hören waren.
Völlig außen vor lässt die Partei zudem, dass die Demonstration eine bunte Vielfalt aller politischen Strömungen, Vereine, Kulturinitiativen, Gewerkschaften, Familien und Menschen aus der Nachbarschaft umfasste. Eine Breite zivilgesellschaftlicher Akteure, die nicht per se ins linke Spektrum einzuordnen sind. Sie setzten ein klares Zeichen für den Erhalt der Brandmauer und die immense Verantwortung, unsere Demokratie nicht einem immer stärker werdendem Rechtsruck zu überlassen. Entsprechend ging die Kritik deutlich zu Lasten der CDU, die augenscheinlich nicht gut mit dieser umgehen kann. Anstatt die Rassismusspirale weiter zu drehen und sich ernsthaft mit der aktuellen Kritik aus der Mitte der Gesellschaft auseinanderzusetzen, arbeitet man sich an Jugendlichen ab, die sich für eine Gesellschaft ohne Rechtsextremismus einsetzen.

Nach wie vor gilt: Veranstaltungen wie diese zeigen, dass wir mehr sind. Kein Fußbreit dem Faschismus! Keine Zusammenarbeit mit der AfD – nirgendwo, niemals! Solidarität, Gerechtigkeit und Menschenwürde sind nicht verhandelbar!

Alle zusammen gegen den Faschismus!
Siamo tutti antifacisti!

  1. Vgl. Drohbriefe in SH aufgetaucht: Absender nennt sich „Sturmfront“ | NDR.de – Nachrichten – Schleswig-Holstein ↩︎
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